Nachgefragt: Die Initiatorin

Die Münchenerin Ulrike Adams (45) ist Gründerin der gemein­nützigen GmbH fuchs – fördern und Chancen schaffen. Hier erklärt die Unter­nehmerin und Journalistin, wie Migranten­kinder bei fuchs unterstützt werden und weshalb für die Betreuung bezahlte Mit­arbeiter eingestellt werden.

Frau Adams, Sie haben fuchs im Juni 2011 ins Leben gerufen. Was hat Sie dazu bewogen?

Wir haben immer weniger ausreichend qualifizierte Menschen in einer immer komplexer werdenden Arbeitswelt. Gleichzeitig haben wir immer mehr junge Menschen, die ihre Fähigkeiten und Talente nicht entwickeln konnten und können, die keine Chance haben und resignieren – oder rebellieren.

In dieser Situation gibt es nur Verlierer: unsere Gesellschaft, die Wirtschaft, die einzelnen Menschen, unsere Demokratie. Ein gerechter Zugang zu Bildung würde die Probleme deutlich entschärfen. Und genau das tut fuchs: Wir unterstützen Grundschulkinder aus bildungsfernen Einwandererfamilien. Denn diese Kinder – das belegen inzwischen viele Studien – sind in unserem Bildungssystem eindeutig am meisten benachteiligt.

Unsere Vision ist, dass jedes Kind am Ende der Grundschulzeit eine weiterführende Schule gemäß seinen intellektuellen Fähigkeiten besuchen kann – unabhängig vom sozialen Hintergrund.

Warum können nicht auch deutsche Familien das Angebot nutzen?

Grundsätzlich können auch deutsche Familien das Angebot nutzen, wenn Förderbedarf vorhanden ist. Das ist in der Satzung der gemeinnützigen fuchs GmbH verankert. Trotzdem wenden wir uns zunächst an bildungsferne Migrantenfamilien. Denn neben einem fehlenden „Bildungs-Input“ für die Kinder zu Hause, mangelnden Sprachkenntnissen und der ungenügenden Kenntnis des Bildungssystems durch die Eltern erhalten diese Kinder auch von den Lehrern bei gleichen Leistungen schlechtere Noten und Schullaufbahnempfehlungen als ihre deutschen Mitschüler. Sie sind also die „Schwächsten“ und haben den höchsten Förderbedarf.

Noch ein weiterer Aspekt ist mir wichtig: die Integration. In Deutschland leben viele Einwanderer. Doch statt zusammenzuwachsen und aus dem Reichtum der Vielfalt zu schöpfen, schotten sich die Menschen voneinander ab. fuchs will durch seine Arbeit um das Vertrauen der „Anderen“ werben und zugleich Vertrauen schenken. Wir brauchen einander.

Ist es nicht Aufgabe des Schulsystems, individuelle Maßnahmen für förderbedürftige Kinder anzubieten?

Unser Schulsystem ist nicht darauf ausgerichtet, individuelle Stärken und Schwächen und unterschiedliche soziale Hintergründe der Kinder zu berücksichtigen und so jeden einzelnen Schüler optimal zu fördern. Unser Schulsystem ist reformbedürftig, doch leider lassen wir uns dabei viel zu viel Zeit: Denn anstatt mutig und tiefgreifend zu handeln, fechten wir vor allem ideologische Grabenkämpfe aus. Leidtragende sind an erster Stelle die Kinder, dann aber auch die Wirtschaft und die gesamte Gesellschaft. Es muss endlich etwas Substantielles geschehen. Dazu will fuchs beitragen.

Was ist das Besondere an fuchs?

Es gibt viele Angebote für förderbedürftige Kinder. Wir bieten kontinuierliche professionelle Unterstützung kostenlos und somit niederschwellig an. Die Hausaufgabenhelfer sind Pädagogen, sie kennen die relevanten Lerninhalte und verfügen über die methodische Kompetenz.

Hinzu kommt als „Herzstück“ des fuchs-Angebotes der Einsatz der Mentoren, die aus dem Kulturkreis der jeweiligen Familie stammen: Sie arbeiten stetig mit den Eltern und werben um Vertrauen, vermitteln immer wieder den hohen Stellenwert von Bildung und bilden die Brücke zur Schule, indem sie die Eltern sprachlich und inhaltlich beim Austausch mit den Lehrern unterstützen. Diese zweigleisige Herangehensweise und der Einsatz von „Profis“ macht fuchs besonders.

fuchs befindet sich in der Aufbauphase. Im Frühjahr 2012 startet die erste Gruppe in der Münchener Icho-Schule. Was wollen Sie mit der gemeinnützigen GmbH in fünf Jahren erreicht haben?

In fünf Jahren ist fuchs auf breite Akzeptanz gestoßen und mit seinen engagierten und kompetenten Mitarbeitern an vielen Grundschulen in München tätig. Die „Förderkinder“ der ersten Stunde werden dann ihren Übergang in eine weiterführende Schule gemeistert haben – ganz nach ihren Fähigkeiten und Talenten. Sie werden an sich glauben und optimistisch in ihre Zukunft blicken. Und sie werden in der Lage sein, ihr Wissen und ihr Können später einmal in einem Beruf einzusetzen, der ihnen entspricht.

Das Interview führte Christina Tangerding


fuchs-Blog


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fuchs - fördern und
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